Gut ein Jahr später: PayPal zittert nicht wirklich

Vor über einem Jahr habe ich den ersten Beitrag zu einer Gesellschaft GIMB geschrieben – inzwischen zumindest in der Fachwelt unter „paydirekt“ bekannt. Skepsis war schon damals angesagt, ob der Dienst für Verbraucher und vor allem Händler attraktiv sein wird.

Nach einem heutigen Bericht des Manager Magazins mit der Überschrift „Deutschlands Banken droht eine Blamage“ scheinen sich meine damaligen Befürchtungen zu bestätigen. Zumindest hat man am Markt noch nicht feststellen können, dass der Platzhirsch PayPal in irgendeiner Weise sein Geschäft bedroht sieht.

Von den großen Shops im Netz ist Alternate nach Angaben des Manager Magazins der einzige, der paydirekt-Zahlungen anbietet. Schaut man sich die Homepage von paydirekt an, sind dort 35 Shops aufgelistet – immerhin bekommt man alles übersichtlich auf eine Seite.

Meine Punkte aus dem letzten Jahr scheinen sich zu bewahrheiten: kompliziertes Verhandlungsverfahren und hohe Preise schrecken die Händler ab. Und das für einen Funktionsumfang, der einfach wirklich nichts Neues ist.

Paydirekt hofft auf die Anbindung der Sparkassen Ende dieses Monats aufgrund der hohen Anzahl von Privatkunden. Aus meiner Sicht verkennt man damit etwas Entscheidendes: Ganz viele Kunden hatten mit Einführung der Geldkarte die technische Möglichkeit, sie zu nutzen. Fast alle großen Bankengruppen hatten sich euphorisch geeinigt und die EC-Karten mit dem Chip ausgestattet. Trotzdem war es ein Rohrkrepierer. Der damalige Grund ist eigentlich offensichtlich gewesen: zu teuer für die Händler und damit zu wenig Akzeptanzstellen für die Kunden, zu kompliziert für die Kunden durch die vorher notwendige Aufladung des Chips. Aber ganz sicher war das ganze Verfahren.

Das kommt mir jetzt irgendwie bekannt vor: Eines der Hauptargumente von paydirekt ist die Sicherheit. Damit werben andere aber auch. Schade, dass man nicht die Einfachheit, die niedrigen Preise und die Menge der Akzeptanzstellen als Ziel in den Vordergrund gestellt hat. Manche Fehler scheinen sich zu wiederholen. Hätten die Eigentümer sich doch auf die Finanzierung statt auf die Mitbestimmung konzentriert.

Holvi verlässt die Beta und wird kostenpflichtig

Holvi (Bericht hier) hat heute seinen Kunden die neue Business MasterCard angekündigt. Damit gibt es zu dem Modell nun auch eine weitere Bezahlmöglichkeit neben der IBAN-Nummer. Selbstverständlich ist die Karte eng mit dem Konto und der App verdrahtet.

Im weiteren Verlauf der E-Mail wird dann auch mitgeteilt, das  die Pilotphase in Deutschland und Österreich beendet ist und es werden zwei Preismodelle vorgestellt. Entweder entscheidet man sich für ein kostenfreies Modell (ohne MasterCard) und zahlt dann je Transaktion 0,50€. Die Mastercard ist dann nicht verfügbar. Oder man muss eine monatliche Grundgebühr von 8€ bezahlen und hat dann 50 Transaktionen und die MasterCard inkludiert.

Die Karte ist allerdings nur auf den ersten Blick kostenfrei. Bargeldauszahlungen kosten 2€ plus 1% und bei nicht Euro-Währungen sogar noch 2% Wechselgebühr dazu.

Die Preise sind im Verhältnis zum Markt kein wirkliches Lockmittel und dem Konto fehlen in Deutschland sicherlich noch Merkmale, wie Bargeldtransfer und/oder EC-Karte. Insofern muss Holvi durch die Funktionalität punkten. Mal sehen, wie das gelingen wird.

PayPal: In Großbritannien jetzt auch Kredite

Während die deutschen Banken mit paydirekt ihre ersten Schritte im Online-Payment versuchen und mit scheinbar überschaubarem Erfolg gefühlte Jahre hinterher hinken, ist das große Vorbild PayPal inzwischen soweit, bei der Online-Bezahlung auch gleich einen Kredit mit zu vergeben.

Sprachen wir bisher davon, dass PayPal den Banken den Zahlungsverkehr Stück für Stück wegnimmt, so sind jetzt auch Kleinkredit und die Überziehung des Kontos in Gefahr. Und damit auch die Haupteinnahmequelle beim Girokonto – denn es wird nicht an den Gebühren, sondern an den Zinsen und Überziehungszinsen verdient. Sind die normalen Kreditzinsen für die Baufinanzierung inzwischen im Keller, so werden bei Dispo- und Überziehungszinsen durchaus noch sieben Prozent und aufwärts aufgerufen.

Es ist zu beobachten, dass die Kunden aber bei PayPal durchaus nicht auf den Cent schauen und hohe Konditionen zu Gunsten der Einfachheit offensichtlich akzeptieren. Beim Kredit wird ein Jahreszins von 17,9 Prozent aufgerufen (was für schwer vergleichbar ist, da man in Großbritannien für Überziehungen durchaus auch bei kleinen Summen noch über 20 Prozent genommen werden – Beispiel: Barclays für 1000 GBP werden in 30 Tagen 22,50 GBP fällig – hochgerechnet sind das 27 Prozent).

Und die PayPal übliche Einfachheit scheint auch beim Kredit zu gelten: Im normalen und gewohnten Bezahlvorgang wählt der Kunde einfach die Ratenzahlung aus und nach kurzer Bonitätsprüfung kann die Zahlung auf bis 24 Monate gestreckt werden. Und schon muss der Kunde nicht mehr seinen Dispo bei der Hausbank in Anspruch nehmen und der ganze schöne Erlös wandert zu PayPal. Und die Kreditkartenemittenten sehen übrigens auch in die Röhre.

Da kann man nur hoffen, dass die deutschen Banken auch schon das fertige Rezept für die Kreditvergabe direkt im Online-Shop in den Schubladen haben…

Mehr Informationen zu PayPal Credit finden sich hier.

solarisBank: Bankdienstleistungen aus der Steckdose für die digitale Wirtschaft

„Die IT-Systeme der Banken sind … nach außen kaum geöffnet“, habe ich in einem Interview der Zeitschrift Impulse im Juni 2015 gesagt und damit das Fehlen von API’s – also Schnittstellen mit denen externe Programme angebunden werden können – in den großen Kernbankverfahren bemängelt.

Inzwischen hat sich ein FinTech dieses Themas auf eine interessante Art angenommen: solarisBank. Wie sie von sich selbst sagen, ein Technologieunternehmen. Ein Technologieunternehmen mit Vollbanklizenz. Die Köpfe haben langjährige Banking und E-Commerce-Erfahrung und in Rekordgeschwindigkeit eine deutsche Vollbanklizenz erhalten.

“Die deutsche Digitalwirtschaft wird bislang von traditionellen Banken nicht ausreichend unterstützt, weil gerade diese nicht immer mit der Entwicklung von Zalando und Co. Schritt halten können. Dadurch geht potentielles Geschäft verloren. Wir bieten erstmals digitalen Unternehmen Banking as a Platform (BaaP). Unsere Plattform ist voll funktionsfähig und skalierbar.“
Marko Wenthin (Vorstand solarisBank)

Die Vision von solarisBank ist im Prinzip sehr einfach. Der Kunde konzentriert sich auf sein Kerngeschäft und kann Bankdienstleistungen wie z.B. Payment oder Kreditvergabe unter regulatorisch abgesicherten Prozessen aus dem solarisBank-Baukasten anbieten.

Nicht nur etablierte und große Unternehmen profitieren davon, sondern gerade auch die FinTech-Szene. Wegen der gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen sind die FinTech in der Regel zur Abwicklung im Hintergrund gezwungen, sich mit einer Partnerbank zusammenzutun. Die Anbindung dort ist aufgrund der eben nicht vorhandenen API-Fähigkeit der monolithen Kernbankverfahren oft zeitversetzt und umständlich. Hier wird die solarisBank als Technologieunternehmen mit Banklizenz punkten können.

Zukünftig werden fast alle großen Internet-Unternehmen auf digitale Banking-Lösungen angewiesen sein, um ihre Produktpalette zu erweitern und regulatorisch einwandfrei anzubieten. Wir konnten weltweit keine einzige Bank identifizieren, die sich ausschließlich auf Technologie-Partnerschaften mit Digital-Unternehmen spezialisiert hat. Diese Lücke füllt die solarisBank und wird mit ihrer innovativen Technologie schnell international neue Maßstäbe setzen. Wir haben noch viel vor.“
Jan Beckers (Aufsichtsratvorsitzender solarisBank)

Social Software: Wie überzeuge ich die mittlere Führungsebene?

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die erfolgreiche Einführung einer Social Software auf einer Bereitschaft basiert, die Zusammenarbeit im Unternehmen vollständig zu überdenken.

Diese Änderungen müssen vom gesamten Unternehmen getragen werden. Es reicht es aus, wenn eine Fachabteilung sich euphorisch mit dem Thema beschäftigt – dann wird im besten Fall eine erfolgreiche Insellösung etabliert werden, die keine Schnittstellen zum Unternehmen hat. Auch eine noch so überzeugte Unternehmensführung wird den Wandel alleine nicht schaffen.

In der Regel versteht die Unternehmensführung schnell die Vorteile einer Einführung und kann sich für das Projekt begeistern. Auch die Mitarbeiter sind – bei einer entsprechend begleiteten Einführung – durchaus vom Nutzen zu überzeugen und machen mit.

Das größte Risiko bei der Einführung verbirgt sich tatsächlich im mittleren Management. Die dort angesiedelten Menschen haben in der Regel schon ein längeres Berufsleben hinter sich und damit eine entsprechende Lernerfahrung im Unternehmen. Sie sind maßgeblich für die Entscheidungsfindungen im Unternehmen verantwortlich und definieren, welches Wissen wem zur Verfügung steht und wie die Aufgaben verteilt sind.

Sicherlich gibt es kein Patentrezept für eine erfolgreiche Integration dieser Gruppe in eine Umsetzungsprojekt. Trotzdem lassen sich einige Erfolgsfaktoren finden:

  1. TopDown
    Es muss seitens der ersten Führungsebene glaubhaft der Wille zur Durchsetzung der neuen Strukturen vorgelebt und kontrolliert werden. Dazu gehört es, ein gemeinsames Verständnis zwischen erster und mittlerer Führungsebene zu schaffen und dieses dann auch ohne Kompromisse durchzusetzen. Dabei sind die „schwierigen Fälle“ intensiv zu betrachten und immer wieder mitzunehmen. Die Geschwindigkeit der Umsetzung muss sich an den schwächsten Gliedern der Kette orientieren. Bei dauerhaften und nicht behebbaren Störungen muss im Zweifelsfall die Bereitschaft bestehen, eine schmerzhafte Entscheidung zu treffen und sich von einem Kettenglied zu trennen bevor die ganze Umsetzung gefährdet ist.
  2. Transparentes Unternehmen
    Ziel muss es sein, dass gesamte Unternehmen jedem Mitarbeiter transparent zu machen. Der Geschäftszweck, die Produkte, die Entwicklungen, die Entscheidungen, die Ziele, die Märkte, die Weiterentwicklung und alle anderen Rahmenbedingungen müssen sichtbar werden. Im Endeffekt muss jeder Mitarbeiter das Unternehmen verstehen und erklären können. Damit wird die Basis geschaffen, dass die Mitarbeiter sich engagieren – und damit die mittlere Führungsebene ebenfalls unter Druck setzen, mitzumachen.
  3. Freiheiten zulassen
    Die junge Generation, die bereits in den Unternehmen angekommen ist, braucht andere Rahmenbedingungen. Starre Vorgaben seitens des Managements bremsen das Engagement. Hier wird das mittlere Management seine neue Definition finden können: die Balance zwischen rechtlichen Vorgaben, Sicherheit, nötigen Prozessen und Strukturen und Freiheiten zu finden und umzusetzen. Die Freiheiten sind die Basis für Innovationen und die Weiterentwicklung des Unternehmens – und damit für den dauerhaften Bestand am hochdynamischen Markt.
  4. Generationen übergreifendes Lernen
    Das gesamte Unternehmen muss dauerhaft lernen. Auch hier ist eine neue Aufgabe für das mittlere Management zu sehen: die Basis für dieses Lernen zu schaffen und die „Lehrer“ im Unternehmen zu motivieren. Altersgrenzen spielen hierbei keine Rolle mehr. So kann beispielsweise durchaus ein Azubi für die Führungskräfte eine Lehrveranstaltung durchführen oder im sozialen Netzwerk relevante Informationen bereitstellen. Dieses Verständnis muss sich entwickeln.

Fazit

Das mittlere Management muss einerseits den Druck von oben und unten verspüren, dass die Änderungen gewollt sind. Viel wichtiger ist es aber, im Vorfeld für die Personengruppen die Aufgabenstellungen neu zu erarbeiten und für diese neuen Erwartungen an sie ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln – gerade die erste Führungsebene ist hier extrem gefordert, Je besser diese Vorbereitung funktioniert hat, desto weniger „Druck“ ist nötig.

Deutsche Panik: Man will uns unser Bargeld nehmen

 

Panik in Deutschland: Das Bargeld soll verboten werden. Mal abgesehen davon, dass diese Aussage falsch und vollkommen überzogene Panikmache ist, kann man sich eine Welt ohne Bargeld zu einem großen Teil aber durchaus vorstellen. Es liegt aktuell weniger bei den Benutzern als bei den Anbietern, dass es in Deutschland mit dem bargeldlosen Bezahlen nicht wirklich in Schwung kommt. „Rohrkrepierer“ wie die mit großem Trommelwirbel eingeführte Geldkarte tragen nicht gerade zu einer Euphorie bei.

Dabei muss man eigentlich nur wenige Kilometer in Richtung Norden fahren und kann sehen, was in einigen Jahren sicherlich auch bei uns der Standard sein wird: fast ausschließliches Bezahlen mit der Karte. Die Schweden zeigen uns, wie es funktioniert, wenn die Bezahlung mit Bargeld eher die Ausnahme ist. Ob es der Snack am Imbiss ist, der Kaffee unterwegs oder sogar das Obdachlosenmagazin in Stockholm – alles wird per Karte beglichen. Selbst Kollekten in Kirchen können mit Plastik zweckgebunden abgebucht werden – mit der Erfahrung, dass sich die Höhe der Spende im Schnitt nach oben bewegt hat. Selbst die Banken wollen nicht mehr unbedingt Bargeld: die Hälfte der schwedischen Bankfilialen agieren bargeldlos.

Die Schweden machen dies alles ohne entsprechende Verbote. Sicherlich sind die weiten Entfernungen und eine technikoffene Einstellung beste Voraussetzungen für den freiwilligen Verzicht auf Bargeld – ist der durchschnittliche Schwede doch rund 20 km vom nächsten Geldautomaten entfernt. Doch auch in den Ballungsgebieten stellt man als Besucher schnell fest, wie einfach und selbstverständlich die Karte hingehalten wird – und wenn man hinten in der Schlange an der Kasse steht, weiß man das durchaus zu schätzen. Bei Kleinbeträgen entfällt auch PIN und Unterschrift.

Es ist nicht die Frage, ob dies auch nach Deutschland kommt. Inzwischen stellt sich auch nicht mehr wirklich die Frage, wann dies kommt. Offen ist eigentlich nur noch, wer dies voran treibt. Die deutschen Banken, eigentlich vom Geschäftsmodell prädestiniert, werden aus jetziger Perspektive erst einmal wieder neben der Sandkiste stehen und den anderen beim Spielen zuschauen – PayDirekt lässt grüßen. Die Kreditkartenanbieter und vor allem die Inhaber der Betriebssysteme für Mobilgeräte wie Apple, Google und theoretisch auch Microsoft stehen aktuell an der Startlinie in der ersten Reihe.

Meine Prognose: sowie der Handel dem Kunden einfache Zahlmethoden zur Verfügung stellt, werden die Kunden diese auch nutzen. Ob diese Methoden von einer Bank oder einem Handyhersteller kommen, wird dem Händler egal sein – solange die Methode nach aktuellem Standard als sicher gilt, für den Kunden einfach ist und die abzuführende Marge bezahlbar ist.

Die Geldkarte war da eigentlich schon auf dem richtigen Weg und hätte sich schon längst in den vielen Jahren seit der Einführung zu einem Standard weiterentwickeln können. Leider hat man wesentlich Punkte bei der Einführung falsch gemacht und auch bis heute nicht behoben:

  • Akzeptanzstellen, Akzeptanzstellen und nochmals Akzeptanzstellen: Was am Anfang noch euphorisch funktionierte, schlief immer mehr ein. Was für den Makler die Lage ist, ist für ein Bezahlsystem der Point-Of-Sale. Dies lässt sich gerade wieder bei PayDirekt beobachten. Ein Großteil des Budgets sollte nicht für die Entwicklung eingeplant werden, sondern für die Entwicklung der Zahlstellen. Das reicht von der technischen Unterstützung über die Kostenstruktur bis hin zur Schulung des Kassenpersonals. Der Händler muss seine Kunden zur Bezahlung animieren, weil er Vorteile hat – diese muss der Anbieter schaffen.
  • Akzeptanz beim Kunden: Das System muss so einfach sein, dass quasi keine Einstiegshürde besteht und es jeder unbedarfte Kunde versteht. Das vorherige Laden der Karte ist ein k.o.-Kriterium für die Nutzung. Auch wenn der Vorgang noch so einfach ist – der Kunde wird ein neues Zahlungsverfahren erst einmal spontan ausprobieren. Einen vorab zu definierenden Betrag aufzuladen nimmt jede Spontanität. Und dauerhaft macht es auch keinen Spaß darauf zu achten, dass genug Guthaben vorhanden ist.
  • Mobilität: vollkommen verschlafen hat man den Mobiltrend. Auch wenn die Karte inzwischen kontaktlos funktioniert und girogo heisst – mobil ist das noch lange nicht. Heutzutage müsste die Karte nur noch als zweite Option neben einer parallel nutzbaren App existieren (oder vice versa)
  • Internationalität: Ein auf ein Land beschränktes Bezahlsystem wird es auf Dauer schwer haben. Sowohl Besucher können es nur schwer bis gar nicht nutzen (und wollen es auch gar nicht). Auch der deutsche Anwender des Bezahlverfahrens muss sich im Ausland vollkommen neu orientieren. Beim Mobilfunk möchte sich niemand vorstellen, auf die Roamingfunktion zu verzichten – eine vollkommen einfache Möglichkeit, sein Handy im Ausland ohne Hürde (außer ggf. dem Preis) zu nutzen.

Mein Fazit: Bezahlen ohne Bargeld wird auch bei uns zum Standard werden – wenn die technischen Möglichkeiten geschaffen sind. Ob die Banken dort eine Rolle spielen werden, darf bezweifelt werden. Ein mächtiger Schritt wäre es, die EC-Karte aufzurüsten (einfache und schnelle Nutzung bei Kleinbeträgen, mobiles Wallet auf dem Handy mit Bezahl- und Überweisungsfunktion, Erweiterung um Auslandsfunktionalität, Zusammenführung mit dem Konzept PayDirekt) und jeder kleinen Akzeptanzstelle die Annahme der Karte so einfach und günstig wie Bargeld zu machen. Die Technik gibt es schon lange her – nur in den Köpfen sind die Einschränkungen.

Der kartenlose Geldautomat

Auch wenn die Experten das Bargeld in den nächsten 10 Jahren immer mehr schwinden sehen – noch ist es extrem präsent.

Sicherlich werden auch die klassischen Plastikkarten durch elektronische Wallets auf Mobiltelefonen oder sogenannten „Wearables“ (also am Körper getragene Elektronik wie Fitnessbänder oder Uhren) über kurz oder lang ersetzt werden.

Nun gehen die beiden amerikanischen Großbanken „Wells Fargo“ und „Bank of America“ gemeinsam mit Apple zumindest den zweiten Schritt an: der kartenlose Geldautomat.

Schon dieses Jahr sollen die ersten Automaten „Apple Pay“ akzeptieren, wie TechCrunch berichtet. Statt der Legitimation über die Plastikkarte wird der bekannte Apple-Pay-Mechanismus genutzt.

Für Apple ist dies sicherlich ein weiterer Puzzlestein bei der Marktdurchdringung – schließlich ist die Versorgung mit Bargeld durchaus noch elementar wichtig. Für die Banken sind die Schutzmaßnahmen sicherlich nicht uninteressant. In Zeiten, in denen das Skimming den klassischen Bankraub abgelöst hat, ist das iPhone mit Touch-ID deutlich sicherer als eine Plastikkarte mit einer vierstelligen Ziffer.

Digitalisierung bei der .comdirect

Digitalisierung ist das aktuelle Schlagwort. Auch in Banken. Eigentlich schon seit Jahrzehnten – dazu hatte ich schon einmal etwas geschrieben. Digitalisierung war aber bisher fast ausschließlich nach innen gerichtet: schnellere und schlankere Prozesse um Kosten zu sparen. Und wenn dies den Kunden betraf, hat man es ihm als Mehrwert verkauft. Die ersten Geldautomaten wurden nicht eingeführt, weil die Kunden es wollten, sondern weil man mittelfristig Kassenpersonal einsparen wollte. Die ersten Kontoauszugdrucker ersparten das umständlich morgendliche Wegsortieren der Kontoauszüge (wirklich eine unangenehme Arbeit, die meist bei den Azubi’s lag – ich stamme noch aus dieser Zeit ;-)).

Inzwischen ist bei einigen Banken angekommen, dass die heutige Digitalisierung etwas damit zu tun hat, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Und das vollkommen unabhängig davon, ob die Prozesse der Bank günstiger oder besser werden. Es geht darum, den Kunden und damit ganz einfach die Geschäftsgrundlage zu behalten.

Nun hat die .comdirect Ihre App „smartPay“ erweitert. Mit „smartPay“ kann der Kunde seine Überweisung mit dem Mobilgerät fotografieren und die Überweisungsdaten werden automatisch erkannt. Inzwischen fast schon wieder ein „alter Hut“, auch wenn es noch längst nicht alle Banken anbieten (Liebe Banken: so etwas muss man nicht immer selber entwickeln, dass kann man auch kaufen und an die eigenen Systeme anbinden – aber das ist ein anderes Thema).

Die .comdirect hat jetzt – im ersten Schritt nur in der Android-Version – die App so erweitert, dass man die fotografierten Rechnungen dauerhaft ablegen und sogar kategorisieren kann. Und das auf deutschen Servern und auf den Rechnern der Bank.

Damit bietet hat sie aus meiner Sicht genau eine ihrer Stärken für die Kunden auf einfachste Art und Weise verfügbar gemacht: die Sicherheit. Wenn Banken noch für etwas stehen, dann für einen sicheren Tresor, in dem man Wertsachen lagern kann – und das gilt für die Kunden auch im Netz. Sicherlich kann man als Kunde das Gleiche auch bei Dropbox & Co. ablegen – aber die persönlichen Dokumente im Banktresor – das hat schon etwas.

Neben der Sicherheit wurde das zweite Kriterium beachtet: Die Einfachheit. Die Anwendung aufzurufen, das Dokument zu fotografieren und im Zweifelsfall noch einer Kategorie zuzuordnen – das ist schnell gemacht und auch von fast jedem zu leisten. Ein Rechnung am heimischen Scanner einzulesen und die Datei hochzuladen ist für viele dann doch schon wieder eine technische Herausforderung zu der auch die Lust fehlt.

Das Angebot ist sicherlich erst mal ein kleines Pflänzchen, mir gefällt das Beispiel. Es geht in die richtige Richtung und kann vielleicht sogar einmal zu einem Geschäftsmodell für Nicht-Kunden ausgebaut werden.

Spanische CaixaBank: Wir bauen uns ein FinTech

Die spanische CaixaBank hat eine eigene Marke gegründet, die stark an das Modell des deutschen FinTechs Number26 erinnert: „imagin bank„.

Zielgruppe sind Menschen zwischen 18-35 Jahren. Caixa hat derzeit davon rund 2.9 Millionen im eigenen Bestand und erhofft sich dadurch weiteren Zuwachs in dieser Zielgruppe.

„Neu“ an diesem Modell ist, dass man nicht unter der bestehenden Marke der Bank einen neuen, einfacheren Service anbietet, Stattdessen nimmt man in Kauf, eine neue Marke im Markt zu etablieren – aber ohne „Altlasten“. Frisch und einfach ist das Motto der neuen Bank – sie ist rein auf die mobile Nutzung eingerichtet. Sie folgt – dem Marketing zufolge -diesen fünf Prinzipien:

  1. So einfach, wie man es erwartet. Alles, was man erwartet über eine mobile App (interessanterweise dann aber nur iOS und Android). Einfach zu nutzen und zu verstehen.
  2. Die elementaren Services sind kostenfrei. Dazu gehört eine Visa-Karte.
  3. Die Kunden und die Community sind wichtig. Alle Kunden sind gleich. Ein Teil des Profits wird in soziale Projekte investiert.
  4. Der Kunde setzt sich die Ziele. Die Bank unterstützt diese.
  5. Der Kunde ist immer geschützt. Er erhält direkt Nachrichten, wenn auf seinem Konto etwas passiert.

Das Angebot wirkt auf den ersten Blick ansprechend und kann sicherlich durchaus die Zielgruppe ansprechen. Im Gegensatz zu einem „echten“ Fintech sieht man aber doch an der ein oder anderen Stelle durchaus die klassische Geschäftsbank „durchschimmern“. Wenn man versucht, herauszufinden, welche Services denn nun wirklich kostenfrei sind, findet man man längerer Suche auf der Homepage tatsächlich einen entsprechenden Link. Es öffnet sich eine zwei DIN-A4-Seiten lange Tabelle, wo sich ein klassischer Banker mit Excel ausgetobt hat. Plötzlich ist die Einfachheit vorbei, denn der Kunde muss unterscheiden können zwischen Services von imagin und dem Mutterhaus. Konkrete Preise findet man aber auch in dieser Tabelle nicht.

Fazit: Ja, eine Bank kann ein FinTech gründen und dieses durchaus positiv umsetzen. Aber es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich dann auch wirklich von der bisherigen Denkweise komplett zu lösen. Oder vielleicht ist es auch nicht nur fehlender Mut, sondern schlicht für einen eingeschworenen Banker unmöglich?

Social Business – mehr als nur Kommunikation

Seit dem vorletzten Jahr habe ich die Volksbank Delmenhorst Schierbrok eG aktiv auf ihrem Weg zu einem Einsatz der Social Software „IBM Connections“ und dem damit nötigem kulturellen Wandel begleitet. Die Software wird im Rechenzentrum der Fiducia & GAD IT AG gehostet und ist seit Oktober 2015 aktiv und mit ersten sichtbaren Erfolgen im Einsatz.

Der Projektleiter der Bank, Dennis Wangemann, hat in einem Gastbeitrag „Social Business – mehr als nur Kommunikation“ die Motivation, den Weg der Bank und die ersten Erfolge beschrieben.

Social Business – mehr als nur Kommunikation
von Dennis Wangemann, Volksbank eG Delmenhorst Schierbrok

Immer mehr Banken lösen sich von starren Prozessen und ändern ihre Unternehmenskulturen. Dazu bedarf es einer Vielzahl von dynamischen Mitarbeitern, die von einfachen Kundennachfragen bis hin zu komplexen Strategiethemen zielgerichtet an einer Lösung arbeiten können. Warum gehen viele Geldinstitute diese Schritte? Bisher reichte es, dass eine Bank eine motivierte Belegschaft besitzt, in seinen Werten klaren Fokus auf die Kunden setzt, ihr Wissen bewahrt und schlanke Prozesse nutzt. Doch das wird künftig nicht mehr ausreichend sein.

Die oben genannten Werte und Ziele werden sicherlich nicht wegfallen,  aber es kommen neue hinzu: Die Flexibilität zu haben, sich schnell auf ändernde Bedingungen einstellen zu können, Kunden und Kollegen immer wieder mit neuen Lösungen und Möglichkeiten zu überraschen, dynamisch neue Möglichkeiten auszuprobieren und dabei noch eine Belegschaft zu besitzen, die nahezu perfekt zusammenarbeitet.

Doch der Weg zum Ziel ist steinig. Nur ein Azubiprojekt führt ein Unternehmen nicht zu einer neuen Art der Kommunikation und Zusammenarbeit. Viel wichtiger ist es, dass die kulturelle Veränderung schon in der Führung des Unternehmens verankert wird und auch aktiv gelebt wird. Das Denken des Einzelnen „Wissen ist Macht“ muss dabei der Vergangenheit angehören. Nur so kann die neue Unternehmenskommunikation nach dem „Top-Down“ Prinzip funktionieren.

Gerade diese Veränderung kann Banken bei ihren künftigen Aufgaben stärker unterstützen als viele denken. Egal, ob Digitalisierung oder die Außenwirkung über Social Media Plattformen. Die Devise lautet: Nur wer betriebsintern effizient und modern agiert, kann das in der Außenwirkung auch glaubhaft vermitteln.

Wir als Volksbank eG Delmenhorst Schierbrok haben uns für diese kulturellen Veränderungen in der Kommunikation entschieden und begonnen unsere Vision in die Tat umzusetzen. Ein Weg, der sicherlich kein einfacher ist. Zumal unsere Wurzeln auch in einer klassischen, hierarchischen Informationsverteilung liegen. Doch die Motivation zur Veränderung steckt nicht nur in der Führung des Unternehmens sondern in jedem einzelnen Mitarbeiter selbst. Also legte die Volksbank eG Delmenhorst Schierbrok Anfang 2015 das Projekt Social Business auf. Die Fiducia & GAD IT und die FSS IT SOLUTIONS begleiteten die Projektgruppe in der Neuausrichtung vom Führungsworkshop bis hin zu den Mitarbeiterschulungen, die ca. zehn Monate nach dem Projektstart stattfanden.

Schon nach den ersten Wochen der Schulungen konnten wir erkennen, dass die kulturelle und technische Veränderung in unserem Haus erste Früchte trägt. Mitarbeiter gehen weg von der klassischen E-Mail und nutzen neue Möglichkeiten in Form von Blogeinträgen. Auch Wissen im Unternehmen wird transparenter in Form von Wiki-Einträgen bereitgestellt. Wir sind stolz darauf, dass jeder Mitarbeiter die Möglichkeiten einer modernen Kommunikation versteht und diese betriebsintern als auch privat richtig einsetzt.

Wir werden unseren eingeschlagenen Kurs in der Kommunikation fortsetzen und gehen mit einer neuen Dynamik gemeinsam an die auf uns wartenden Aufgaben. Getreu unserem Motto „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele.“