Banken droht neue Konkurrenz durch Digitalisierung

Nun warnt auch der Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret davor, den „neuen“ digitalen Umbruch zu verschlafen, so das Handelsblatt Online in einem Artikel vom 08.07.2015 und schreibt „Unternehmen wie Paypal, Apple oder Facebook setzen die Bankenbranche mit eigenen Bezahlformen zunehmend unter Druck.“

Wieso eigentlich „neue“ Konkurrenz und „neuer“ digitaler Umbruch? Sicherlich hat es etwas mit diesem für uns alle „neuen“ Internet zu tun! 😉

Venmo – Social Payment

Was habe ich noch damals in meiner Bankausbildung gelernt? Banken sind für den privaten Zahlungsverkehr zuständig, eine Zahlung dauert ein paar Tage und kostet Gebühren. Wer was an wen bezahlt, unterliegt dem Bankgeheimnis.

Mit diesem Erfahrungshintergrund haben sich die Banken weiterentwickelt. Die Dauer hat sich drastisch verringert – man ist immer noch positiv überrascht, wenn jemand bei eBay online bezahlt und das Geld am gleichen Tag auf dem eigenen Konto ist. Geld kostet das meist schon nichts mehr, weil die Direktbanken diese Verdienstmöglichkeit kaputt gemacht haben. Inzwischen geht das ganze auch noch mobil und man muss keinen Überweisungsträger mehr in das Bankgebäude bringen. Das war es aber schon mit der Innovation der letzten 30 Jahre.

Dann kam PayPal und zeigte, wie einfach das Bezahlen sein kann – aber auch wie teuer. Die Gebühren, die PayPal beim Eingang einer Zahlung einbehält, sind schlichtweg unverschämt. Aber das ist ein anderes Thema. Einfach geht es auf jeden Fall und die Zahlungen ist in Sekunden da. Es gilt grundsätzlich immer noch so eine Art „Bankgeheimnis“ – meine Zahlungen sehe nur ich.

Der neuste Senkrechtstarter (vornehmlich in den USA) ist venmo.com. „Wir haben seit dem Massenerfolg von Facebook und Instagram keine Anwendung gesehen, die sich so rasant ausbreitet“, so der Marktforschungsdienst BI Intelligence.

Venmo setzt sich aus „vendere“ (verkaufen) und „mo“ (mobil) zusammen. Es geht also um mobiles Bezahlen – eines der Themen des mobilen Zeitalters bei dem auch die Branchenriesen kräftig mitmischen.

Der Anwendungsfall ist simpel. Mehrere Freunde sind unterwegs und einer bezahlt mit seiner Kreditkarte die Rechnung. Nun können die anderen schnell per Venmo dem Bezahlenden das Geld schicken; auch Kleinstbeträge. Alternativ können die Beträge angefordert werden – eine kurze Bestätigung des zahlenden reicht aus. Und alles auf dem Mobiltelefon. Abgebucht wird aus dem Guthaben, wenn das nicht ausreicht vom Bankkonto eingezogen. Und das alles kostenfrei. Will man von einer Kreditkarte abbuchen lassen, kostet es 2.9 Prozent.

Klingt immer noch nicht viel anders als andere Dienste? Das Besondere: jeder der Freunde sieht jede Zahlung in einem Nachrichtenstream – logischerweise kann dies auf Wunsch auch automatisch gleich bei Facebook gepostet werden. Der Betrag bleibt unsichtbar, aber der Verwendungszweck. Es ist nicht wirklich sinnstiftend, aber unterhaltsam und trifft offensichtlich den Nerv der Millenials. Es hat sich auf der Plattform durchgesetzt, möglichst witzige Verwendungszwecke zu schreiben.

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In den letzten fünf Jahren ist Venmo zu einer der erfolgreichsten Bezahl-Apps geworden. „I’ll venmo you“ heisst es dort inzwischen, wenn junge Amerikaner gemeinsam weggehen und sie sich untereinander Geld leihen.

So ist es kein Wunder, dass Venmo vor kurzem von eBay gekauft wurde.

Muss ich es erwähnen? Banken, der Abstand der Verfolger am Markt ist schon wieder einen Schritt kleiner geworden.

Für welchen Betrag würden Sie auf XING oder Facebook verzichten?

Welchen Betrag müsste man den Deutschen bezahlen, damit sie auf ihren Xing- oder Facebook-Account verzichten? Die Hubert Burda Medien als Mehrheitseignerin an der Xing AG hat genau vom der TÜV Nord Gruppe und dem Statistikportal Statista diese Frage beantworten lassen. Das erstaunliche Ergebnis: Für mindestens 500 Euro würden sich 58 Prozent von Facebook, 51 Prozent von Xing, 41 Prozent von LinkedIn und 38 Prozent von Google+ trennen.

Deutlich wird damit, dass diese Netzwerke den Deutschen sehr wichtig sind und offensichtlich einen erheblichen Mehrwert haben.

Was bedeutet das für Unternehmen? Dort arbeitet man meist noch mit den klassischen Kommunikationstools; der Einzug von sozialen Netzwerken beginnt gerade erst. Ich denke, wenn man eine ähnliche Umfrage bei den bekannten Vorreitern in Auftrag geben würde, dann wäre mindestens ein ähnliches Ergebnis zu erwarten.

Schon heute nutzen viele Mitarbeiter ihr privates Equipment auch für dienstliche Belange. So wird zum Beispiel das private soziale und mobile Netzwerk „WhatsApp“ bei immer mehr Mitarbeitern auch für dienstliche Belange eingesetzt – oft intensiver als es den Unternehmen aus Sicht des Datenschutzes lieb ist. Höchste Zeit, ein unternehmensinternes Xing und Facebook bereitzustellen. Ach ja, vorher über die Unternehmenskultur nachdenken, bitte!

Social Media in Banken

Die SocialBench GmbH hat in Ihrem Social Media Update 01/2014 die deutschen Banken mit dem internationalen Wettberwerb verglichen. Das Fazit: teilweise extrem hinten an, aber beim Aufholen deutlich stark (14,32% gegenüber 8% international).

Die beste Performance legt die Sparkassengruppe mit über 80.000 Fans hin. Die Volksbanken als direkte Mitbewerber finden sich noch nicht einmal unter den ersten 10 wieder. Der Durchschnitt liegt bei 14.248 Fans – international sind es stolze 677.928 Likes auf den Seiten. Schaut man sich die aktiven Fans an, so sind es in Deutschland im Schnitt 680 gegenüber 12.084. Logischerweise ist auch die Anzahl der durchschnittlichen Beiträge bei 38 (470).

Lediglich bei der durchschnittlichen Reaktionszeit sehen beide Gruppen mit 9h gleich schlecht aus. Geht man doch von einem Idealwert von maximal einer Stunde aus, ist hier noch deutlich Verbesserungspotenzial vorhanden und sichtbar, dass das Medium teilweise noch nicht verstanden wurde.

Weitere interessante Vergleichszahlen finden sich in der Studie.

Social Media: Darstellung des Unternehmens

Eine IBM Studie zeigt auf, wie man im Social Media erfolgreich sein kann: 90% der „Überperformer“ richten den Fokus auf eine engere Bindung des Kunden an das Unternehmen.

Es geht also nicht mehr um eine Unternehmensdarstellung der Variante „wir sind die Besten“ – diese Art des Marketings stößt bei den Kunden eher auf Ablehnung. Vielmehr muss für den Kunden ein Mehrwert durch die Verfolgung der Ver­öffent­lichun­gen des Unternehmens entstehen.

So hat die Kaffeekette „Starbucks“ sehr erfolgreich für Kaffee­seminare in ihren Filialen über das soziale Netzwerk „Facebook“ eingeladen. Allein die Anzahl der Positiv-Wertungen und Kommentare lässt erahnen, wie positiv dies bei den Verfolgern angekommen ist.

Andere Unternehmen verlosen Eintrittskarten, machen auf besondere Termine aufmerksam, geben ihren Fans Gutscheine für den vergünstigten Einkauf von Waren – meist sind diese Vergünstigungen ausschließlich über das soziale Netzwerk verfügbar.

Der Grad zwischen Mehrwert und Überfrachtung ist allerdings sehr eng und es geht steil bergab. So hat die Fährgesellschaft über „Facebook“ im Februar darüber berichtet, wie ihre beiden Fährschiffe als Modelle zusammengebaut wurden. Die Frequenz der Postings wurde allerdings zu hoch umgesetzt, so dass für Benutzer teilweise negative Beiträge im Sinne einer Über­frach­tung gepostet haben.

Schnell schlagen zu viele Postings in den gegenteiligen Effekt um: die Verfolger stellen im sozialen Netzwerk ein, dass sie keine Informationen mehr von dem Anbieter lesen wollen. An solch einen inaktiven Verfolger wieder heranzukommen, ist extrem schwer. Er ignoriert ja bewusst alle Beiträge des Unter­nehmens. Dies zeigt, dass die Anzahl der Verfolger eines Angebotes alleine keine Aussagekraft hat. Vielmehr geht es auch bei diesem Medium um die im Marketing so wichtige Reichweite, also dem Wert der tatsächlich erreichten Benutzer.

Das Unternehmen 2.0 – Teil 1

Die Feststellungen der letzten Beiträge zeigen, dass das „Unternehmen 1.0“ im Bezug auf Wissensverteilung und dessen dauerhafter Speicherung schwer optimierbar ist. Dazu kommt, dass sich nicht nur die Anforderungen der Unternehmen im Bezug zum Wissen schleichend verändert haben, sondern auch die Gesellschaft an sich ist durch Internet und soziale Netze im Umbruch. Es ist sicher: so wie die sozialen Netzwerke in Kombination mit den mobilen Zugangsmöglichkeiten zum Internet in den letzten fünf Jahren das Kommunikations¬verhalten der Menschen massiv verändert hat, wird dies auch in Unternehmen Einzug halten. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob dies passieren wird. Die Frage ist nur wann und ob das Unternehmen dies selbst steuert oder fremd gesteuert wird. Wir haben das „Unternehmen 2.0“ zu erwarten. Oder nennen wir es „Social Business“.

Der Markt: Social Media

In erster Linie beschäftigen sich die Unternehmen heute bei dem Thema der sozialen Netzwerke mit den öffentlich viel diskutierten Netzwerken wie Facebook, LinkedIn, Xing, Schüler-/Studi-VZ oder anderen. Diese Aufzählung würde sich beliebig fortsetzen lassen. Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre noch der Marktführer MySpace genannt worden sein – inzwischen fast in der Bedeutungs­losigkeit verschwunden.

Wichtig sind auch nicht die Namen der Netzwerke, sondern die Art und Weise wie heute Menschen damit agieren und kommunizieren. Informationen werden in das Netzwerk komplett freiwillig und einem mehr oder weniger bekannten Kreis zur Verfügung gestellt. Die Leser dieser Informationen kommentieren diese entweder mit Bewertungen („Gefällt mir“) oder verbalen Anmerkungen. Schnell entstehen aktive Diskussionen.

Das soziale Netzwerk bereitet diese Informationen so auf, dass sie zielgruppengerecht dargestellt sind und leicht konsumiert werden können.

Interessant dabei ist, dass die unterbewusst wahr­ge­nommenen Informationen im Gedächtnis haften bleiben. Genau diesen Punkt können sich Unternehmen beim Marketing zu Nutze machen – und immer mehr tun es auch.

Umdenken beim Marketing

Früher war Marketing überschaubar. Es gab eine Handvoll von Medien, aus denen man zur Verbreitung der Botschaft auswählen konnte. Das Publikum kon­sumierte die Botschaft mehr oder weniger gut – je nach Erfolg der Kampagne. Tatsächliche Reichweiten konnten nur sehr mühsam ermittelt werden.

Mit der Verbreitung des Internets war diese Zeit eigentlich schon vorbei, obwohl die gleichen Techniken versucht wurden auf eine schon bald zum Unternehmens­standard gehörende Homepage anzuwenden. Die Homepages wurden immer mehr zu Unternehmens­dar­stellungen oder gar Shopsystemen, in denen die Waren angeboten wurden. Die Professionalität der Präsentation erhöhte sich ständig.

Spätestens mit der Einführung von Feedbackfunktionen wie wir sie heute von fast jedem Shop oder Portal kennen, hatte die Einseitigkeit der Botschaft ein Ende: plötzlich konnte jeder Kunde sehen, was andere Kunden von dem Produkt oder dem Unternehmen für einen Eindruck hatte. Und dieser Eindruck musste nicht immer objektiv und freundlich sein. Plötzlich gab es nicht mehr nur noch die Zahnarztfrau, die aufgrund ihrer positiven Erfah­run­gen natürlich nur eine Zahnpasta empfehlen konnte, sondern viele Verbraucher, die ihre Erfahrungen mit ebendieser perfekten Zahnpasta mit anderen teilen konnte. Das Marketing hatte neue Chancen, aber auch entsprechende Gefahren.

Seitdem soziale Netzwerke wie Facebook verbreitet sind, gibt es keine Grenzen mehr. Jeder Benutzer verbreitet jede Erfahrung zu jedem Produkt – egal ob es interessant ist oder nicht.

Jeder Verbraucher kann diese Meinungen zu jeder Zeit und auch an jedem Ort abrufen. Sich also während des Einkaufs über die Eigenschaften eines Produktes, die Erfahrungen anderer Käufer und auch den Alternativpreis beim Mitbewerber zu informieren ist problemlos möglich. Mit der richtigen Applikation auf dem Smartphone sogar per Scannen des Strichcodes.

Das Marketing des Unternehmens muss sich diesen neuen Herausforderungen stellen. Dazu sind vollkommen neue Strategien nötig. Es reicht nicht mehr aus, eine Kampagne zu designen und in den Medien zu verbreiten.

Eine Kampagne in einem Printmedium ist nicht ansatzweise mit einer Aktivität bei Facebook zu vergleichen. In sozialen Netzwerken ist Stetigkeit gefragt – die Kampagne beginnt mit dem ersten Eintrag und endet eigentlich erst mit der Einstellung des betroffenen Produktes oder der Liquidation des Unternehmens. Sie braucht entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen und eine Nachhaltigkeit.

Dem Unternehmen muss klar sein, dass eine Inter­aktion mit dem Verbraucher entstehen wird, auf die es vorbereitet sein muss. Und dies ist als Chance, nicht als Problem zu verstehen.

Im nächsten Teil: Umdenken bei den Prozessen und dem Management