solarisBank: Bankdienstleistungen aus der Steckdose für die digitale Wirtschaft

„Die IT-Systeme der Banken sind … nach außen kaum geöffnet“, habe ich in einem Interview der Zeitschrift Impulse im Juni 2015 gesagt und damit das Fehlen von API’s – also Schnittstellen mit denen externe Programme angebunden werden können – in den großen Kernbankverfahren bemängelt.

Inzwischen hat sich ein FinTech dieses Themas auf eine interessante Art angenommen: solarisBank. Wie sie von sich selbst sagen, ein Technologieunternehmen. Ein Technologieunternehmen mit Vollbanklizenz. Die Köpfe haben langjährige Banking und E-Commerce-Erfahrung und in Rekordgeschwindigkeit eine deutsche Vollbanklizenz erhalten.

“Die deutsche Digitalwirtschaft wird bislang von traditionellen Banken nicht ausreichend unterstützt, weil gerade diese nicht immer mit der Entwicklung von Zalando und Co. Schritt halten können. Dadurch geht potentielles Geschäft verloren. Wir bieten erstmals digitalen Unternehmen Banking as a Platform (BaaP). Unsere Plattform ist voll funktionsfähig und skalierbar.“
Marko Wenthin (Vorstand solarisBank)

Die Vision von solarisBank ist im Prinzip sehr einfach. Der Kunde konzentriert sich auf sein Kerngeschäft und kann Bankdienstleistungen wie z.B. Payment oder Kreditvergabe unter regulatorisch abgesicherten Prozessen aus dem solarisBank-Baukasten anbieten.

Nicht nur etablierte und große Unternehmen profitieren davon, sondern gerade auch die FinTech-Szene. Wegen der gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen sind die FinTech in der Regel zur Abwicklung im Hintergrund gezwungen, sich mit einer Partnerbank zusammenzutun. Die Anbindung dort ist aufgrund der eben nicht vorhandenen API-Fähigkeit der monolithen Kernbankverfahren oft zeitversetzt und umständlich. Hier wird die solarisBank als Technologieunternehmen mit Banklizenz punkten können.

Zukünftig werden fast alle großen Internet-Unternehmen auf digitale Banking-Lösungen angewiesen sein, um ihre Produktpalette zu erweitern und regulatorisch einwandfrei anzubieten. Wir konnten weltweit keine einzige Bank identifizieren, die sich ausschließlich auf Technologie-Partnerschaften mit Digital-Unternehmen spezialisiert hat. Diese Lücke füllt die solarisBank und wird mit ihrer innovativen Technologie schnell international neue Maßstäbe setzen. Wir haben noch viel vor.“
Jan Beckers (Aufsichtsratvorsitzender solarisBank)

Spanische CaixaBank: Wir bauen uns ein FinTech

Die spanische CaixaBank hat eine eigene Marke gegründet, die stark an das Modell des deutschen FinTechs Number26 erinnert: „imagin bank„.

Zielgruppe sind Menschen zwischen 18-35 Jahren. Caixa hat derzeit davon rund 2.9 Millionen im eigenen Bestand und erhofft sich dadurch weiteren Zuwachs in dieser Zielgruppe.

„Neu“ an diesem Modell ist, dass man nicht unter der bestehenden Marke der Bank einen neuen, einfacheren Service anbietet, Stattdessen nimmt man in Kauf, eine neue Marke im Markt zu etablieren – aber ohne „Altlasten“. Frisch und einfach ist das Motto der neuen Bank – sie ist rein auf die mobile Nutzung eingerichtet. Sie folgt – dem Marketing zufolge -diesen fünf Prinzipien:

  1. So einfach, wie man es erwartet. Alles, was man erwartet über eine mobile App (interessanterweise dann aber nur iOS und Android). Einfach zu nutzen und zu verstehen.
  2. Die elementaren Services sind kostenfrei. Dazu gehört eine Visa-Karte.
  3. Die Kunden und die Community sind wichtig. Alle Kunden sind gleich. Ein Teil des Profits wird in soziale Projekte investiert.
  4. Der Kunde setzt sich die Ziele. Die Bank unterstützt diese.
  5. Der Kunde ist immer geschützt. Er erhält direkt Nachrichten, wenn auf seinem Konto etwas passiert.

Das Angebot wirkt auf den ersten Blick ansprechend und kann sicherlich durchaus die Zielgruppe ansprechen. Im Gegensatz zu einem „echten“ Fintech sieht man aber doch an der ein oder anderen Stelle durchaus die klassische Geschäftsbank „durchschimmern“. Wenn man versucht, herauszufinden, welche Services denn nun wirklich kostenfrei sind, findet man man längerer Suche auf der Homepage tatsächlich einen entsprechenden Link. Es öffnet sich eine zwei DIN-A4-Seiten lange Tabelle, wo sich ein klassischer Banker mit Excel ausgetobt hat. Plötzlich ist die Einfachheit vorbei, denn der Kunde muss unterscheiden können zwischen Services von imagin und dem Mutterhaus. Konkrete Preise findet man aber auch in dieser Tabelle nicht.

Fazit: Ja, eine Bank kann ein FinTech gründen und dieses durchaus positiv umsetzen. Aber es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich dann auch wirklich von der bisherigen Denkweise komplett zu lösen. Oder vielleicht ist es auch nicht nur fehlender Mut, sondern schlicht für einen eingeschworenen Banker unmöglich?

Warum tun sich Banken schwer bei der Digitalisierung?

Tun sie gar nicht! Ganz im Gegenteil, sie sind darin richtig gut.

Um das zu verstehen, muss man ein wenig die Historie betrachten.

Die Banken gehören zu der Branche, die schon seit Ewigkeiten digitalisiert. Als im Handel noch mechanische Kassen Standard waren, haben die Banken bereits Rechenzentren gegründet und damit die Digitalisierung begonnen. So wurde die genossenschaftliche Datenverarbeitung schon 1963 im norddeutschen Raum begonnen.

Seit Anfang der 1990er Jahre die PC’s in die Bankfilialen Einzug hielten, haben die Banken einen immensen Aufwand in die Digitalisierung gesteckt. Damals sagte man allerdings noch nicht Digitalisierung dazu. Oft war von Rationalisierung und Umstellung auf IT die Rede.

Für Banken war immer eine Optimierung der Prozesse die Antriebsfeder zur Einführung von IT. Dieser wurden dadurch schneller und kostengünstiger erfolgen. Die Kundenselbstbedienung wurde nicht eingeführt um den Kunden einen besseren Service zu verkaufen, sondern lediglich um das teure Schalterpersonal zu ersetzen. Natürlich hat man nach Vorteilsargumenten gesucht und diese auch gefunden. Die Kosten für den Kunden wurden geringer und die Verfügbarkeit besser. Meist „geringer und besser“ als bei der Konkurrenz.

Nun hat man aber inzwischen einen Optimierungslevel erreicht, den man eigentlich nur noch mit viel Aufwand verbessern kann. Damit wird es auch immer schwieriger, Kostenvorteile zu erzielen und die schrumpfenden Margen aufzufangen. Genau an dieser Stelle steht die Finanzwirtschaft inzwischen.

Im letzten Artikel habe ich aufgelistet, was FinTechs erfolgreich macht. Dummerweise sind die dort genannten Faktoren genau das, was ein Banker in den letzten Jahrzehnten der Digitalisierung nicht gelernt hat.

  1. Einfachheit: der Banker kennt nur „lieber komplex und sicher als einfach und unsicher“.
  2. Differenzierung: der Banker hat in seiner DNA die Sichtweise „alle Banken machen irgendwie das Gleiche, beim Geldgeschäft kann man nicht so viel anders machen“
  3. Aufmerksamkeit: das haben Banker nicht wirklich gelernt. Ist auch schwierig, weil ja doch irgendwie alle das Gleiche machen. Also kann man nur über Konditionen oder Qualität auf sich aufmerksam machen. Innovation war nie wirklich im Fokus.
  4. Community: Als Community versteht der Banken seinen Kundenkreis. Es wird mit allen Mitteln versucht, neue Kunden in diese Community zu locken. Aber dann mit dieser Community zu arbeiten, wirklich auf sie zu hören, das widerspricht dem Selbstverständnis des Banker, der sich unterm Strich doch am besten mit seinem komplexen Geschäft auskennt. Eine gewisse Grundarroganz (sorry, liebe Mitbanker) ist da schon vorhanden. Ausnahmen entstehen, schönen Gruß z.B. an die Kollegen von Fidor.

Die meisten Institute hätten (noch) problemlos die finanziellen Mittel, ein innovatives Team zu beschäftigen und auszustatten. Man bräuchte keine FinTechs kaufen, sondern könnte die Innovationen auch selber bauen. Es liegt nicht an der Finanzkraft, sondern an den Rahmenbedingungen.

photo-1441171205449-f600f908a9f3Ich habe in vielen Workshops und Gesprächen gelernt, dass die Banken gute Mitarbeiter und damit auch gute Chancen hätten. Das Potential wird aber ganz oft nicht oder nur unzureichend genutzt und innovative Ideen abgetan, bevor sie richtig durchleuchtet sind. Tagesgeschäft, Regularien und andere Bedenken stehen vor neuen Geschäftsmodellen. Seit Jahren wildern fremde Branchen bei den Banken und nehmen ihnen Geschäftsanteile weg. Zeit zum Gegenangriff. Attacke!

Welche Faktoren FinTechs erfolgreich machen können

Welches sind die Faktoren, die dazu führen, dass ein FinTech Erfolg hat oder zumindest haben kann?

  1. Einfachheit
  2. Differenzierung
  3. Aufmerksamkeit
  4. Community

photo-1444312645910-ffa973656ebaDie angebotene Lösung muss einen hohen Grad an Einfachheit mit sich bringen. Komplexe Anwendungen, die nur Spezialisten verstehen, zählen da nicht zu. Damit ist nicht nur die Bedienung, sondern auch das Design und vor allem der Anwendungszweck gemeint. Dieser muss sich dem Anwender heute in ein paar Sekunden erschließen. Wer lange Beschreibungen auf der Homepage durchlesen oder eine umständliche Einrichtung in Kauf nehmen muss, ist weg als potentieller Kunde.

Das Angebote muss sich durch eine Differenzierung von denen der Mitbewerber unterscheiden. Die bedeutet nicht, dass es grundsätzlich anders sein muss. Es kann schon ausreichen, dass es besser oder komfortabler ist. Auch Cringle überweist nur Geld, macht es aber anders als die Hausbank. Number26 bietet eigentlich nur ein normales Girokonto mit Kreditkarte an, macht dies aber deutlich komfortabler als ich es bisher bei jeder klassischen Bank gesehen habe.

Aufmerksamkeit gehört zu jedem erfolgreichen Angebot. Es reicht nicht aus, nur den eigene Kunden eine tolle, neue Lösung zu präsentieren. Der gesamte Markt muss auf die Lösung aufmerksam werden. Dabei muss man sich vor allem durch die beiden ersten Punkte von der Masse abheben.

Um auch dauerhaft erfolgreich zu sein (und die genannte Aufmerksamkeit zu erzielen), braucht man Unterstützer, die Community. Hier werden neue Ideen für die Anwendung geboren, hier steckt man aber auch Kritik ein und kann sich damit wiederum verbessern. Eine starke Community ist besser als jedes klassische Marketing. Eigentlich ist das beste Marketing die Community.

„Kein ‚Weiter so‘ für deutsche Banken“

So schreibt das Handelsblatt Online am 11.05.2015 und bezieht sich dabei auf eine Studie der Boston Consulting Group.

Niedrige Zinsen und die zunehmende Digitalisierung können die Erträge in den nächsten fünf Jahren um bis zu ein Viertel einbrechen lassen. Beim Filialkapazitäten sind nach der Studie 30 bis 50 Prozent zu erwarten. Das Fazit: eine reine Kosteneinsparung wird nicht mehr ausreichen – parallel muss in digitale Projekte investiert werden. Eine genannte Variante ist die Investition in Start-Ups (ein schönes Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen der DKB und Cringle – Bericht hier).

Dazu muss aus meiner Sicht aber erst einmal bei den Banken eine neue Offenheit einkehren.

Die Start-Ups dürfen zum einen nicht nur als unliebsame (und vielleicht nicht Ernst zu nehmende Konkurrenz) angesehen werden. Sie liefern interessante Ideen und vielleicht auch vollkommen neue Geschäftsmodelle für die Banken.

Zum zweiten müssen die Banken sich davon verabschieden, dass ihr bisheriges Kerngeschäft auf Ewigkeiten zum Erhalt des Unternehmens beitragen wird. Man ist aktuell immer noch auf das klassische Bankgeschäft fokussiert. Damit dreht sich auch die Innovation in diesem Kreis.

Dabei gibt es genügend Beispiele von Unternehmen, die sich plötzlich in einem ganz anderen Gebiet am Markt etabliert haben:

  • Ein Kaffeehersteller, der inzwischen mit Kaffee nur noch einen Bruchteil seines Umsatzes macht (Tchibo).
  • Ein Industrieunternehmen, welches zu einem der größten Mobilfunkanbieter wird (Mannesmann D2 – inzwischen Teil von Vodafone).
  • Automobilhersteller, die eine Banklizenz erworben haben und eigene Banken gegründet haben.
  • Ein Bergbauunternehmen, welches sich durch Zukauf zum europaweit erfolgreichsten Reiseanbieter gewandelt hat (TUI – vormals Preussag).
  • Neben Obst und Konserven werden Kreditkarten angeboten (die britische Supermarktkette J. Sainsbury) und damit werden die Kunden im margenschwachen Lebensmittelgeschäft gebunden.

Warum sollte also eine Bank nicht auch Obst und Konserven verkaufen? Sicherlich ist das nicht die erste Wahl der Diversifikation des Geschäfts – aber gibt sicherlich viele Beispiele, an die eine Bank im ersten Schritt nicht gleich denkt (oder besser: denken kann) und die durchaus überlegenswert sind.

Immer mehr und neue Unternehmen haben Ideen, wie sie klassische Bankdienstleistungen mit anbieten können. Zeit auch für Euch zum Umdenken, kooperieren und investieren, liebe Banken!