sevDesk: Die Erweiterung des Girokontos

Programme zum Schreiben von Rechnungen, Angebote und Lagerverwaltung gibt es seit langem auf dem PC. Das ist eigentlich ein alter Hut. Die Programme können auch Daten ans Finanzamt übermitteln und die Umsätze von der Bank abholen. Es sind aber in der Regel immer Stand-Alone-Produkte, deren Updates meist kostenpflichtig per CD eingespielt werden müssen. Oft beschränken sich die Hersteller auf eine eher marginale Pflege der Produkte.

Vor einiger Zeit habe ich über Holvi berichtet. Bei Holvi bekommt man ein echtes Konto mit IBAN und hat eine Vollintegration der integrierten Webdienste. Holvi hat den Schwerpunkt zunächst auf einen angegliederten Webshop und die Faktura gelegt.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das deutsche sevDesk, welches ich seit einiger Zeit nutze.

dashboard

Hier behält man seine Bankverbindung, aber darauf wird die gesamte Buchhaltung inkl. der Faktura aufgesetzt. Die Funktionsvielfalt ist im Gegensatz zu Holvi deutlich umfangreicher und bietet quasi ein Rundum-Sorglos-Paket für Kleinbetriebe.

sevDesk hat sich bei der Bankanbindung eines Dienstleisters bedient. Dort liegen die Kontodaten und es erfolgt ein Abruf der Bankdaten, nachdem sevDesk die PIN über eine gesicherte Verbindung bereitgestellt hat. Über die gleiche Verbindung bekommt sevDesk die Umsatzdaten und stellt sie dem Kunden zur Verfügung. sevDesk handelt im Rahmen der Auftragsdatenverarbeitung nach BDSG und hält die Daten auf deutschen Servern. Ein umfangreiches Datenschutzkonzept kann jederzeit angefordert werden. Wie bei allen Cloud-Varianten muss hier der Kunde selber entscheiden, inwieweit er dem Anbieter vertraut.

Zum Jahresanfang gab es ein großes Update auf ein neues Framework. Seitdem ist die Entwicklungsgeschwindigkeit rasant angestiegen – regelmäßig werden neue Funktionen veröffentlicht. Die Highlights sind:

  • Erstellung von Rechnungen und automatischer Versand per E-Mail, Eigendruck oder kompletten Versand über eine Postschnittstelle (keine weitere Anmeldung nötig, 0.79 € für die erste Seite inkl. Porto)
  • Schriftverkehr über die gleichen Wege
  • Verwaltung aller Kontakte (Mini-CRM)
  • Erfassung aller Belege inkl. automatischer Belegerkennung und der steuerlichen Verbuchung
  • Abgleich der Belege und Rechnungen mit den Buchungsdaten der Bank
  • Weiterleitung aller nötigen Informationen an den Steuerberater
  • Elektronische Umsatzsteuervoranmeldung
  • Aufgabenverwaltung
  • Lagerverwaltung

Sicherlich ist der Wunschzettel an Funktionen zur Abrundung des Ganzen noch lang. So fehlt beispielweise bei der Bankanbindung die Möglichkeit, erhaltene Belege direkt zu bezahlen. Auch müssen die Bankinformationen noch manuell abgeholt werden. Und an vielen Stellen sind die Funktionen noch nicht ganz rund. Man kann aber mit sevDesk durchaus jetzt schon professionell arbeiten. Bei Problemen steht ein extrem bemühter Support zur Verfügung.

Ausprobieren kann man es kostenlos – mit diesem Link gibt’s 10 Euro Rabatt bei der Anmeldung.

Digitalisierung bei der .comdirect

Digitalisierung ist das aktuelle Schlagwort. Auch in Banken. Eigentlich schon seit Jahrzehnten – dazu hatte ich schon einmal etwas geschrieben. Digitalisierung war aber bisher fast ausschließlich nach innen gerichtet: schnellere und schlankere Prozesse um Kosten zu sparen. Und wenn dies den Kunden betraf, hat man es ihm als Mehrwert verkauft. Die ersten Geldautomaten wurden nicht eingeführt, weil die Kunden es wollten, sondern weil man mittelfristig Kassenpersonal einsparen wollte. Die ersten Kontoauszugdrucker ersparten das umständlich morgendliche Wegsortieren der Kontoauszüge (wirklich eine unangenehme Arbeit, die meist bei den Azubi’s lag – ich stamme noch aus dieser Zeit ;-)).

Inzwischen ist bei einigen Banken angekommen, dass die heutige Digitalisierung etwas damit zu tun hat, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Und das vollkommen unabhängig davon, ob die Prozesse der Bank günstiger oder besser werden. Es geht darum, den Kunden und damit ganz einfach die Geschäftsgrundlage zu behalten.

Nun hat die .comdirect Ihre App „smartPay“ erweitert. Mit „smartPay“ kann der Kunde seine Überweisung mit dem Mobilgerät fotografieren und die Überweisungsdaten werden automatisch erkannt. Inzwischen fast schon wieder ein „alter Hut“, auch wenn es noch längst nicht alle Banken anbieten (Liebe Banken: so etwas muss man nicht immer selber entwickeln, dass kann man auch kaufen und an die eigenen Systeme anbinden – aber das ist ein anderes Thema).

Die .comdirect hat jetzt – im ersten Schritt nur in der Android-Version – die App so erweitert, dass man die fotografierten Rechnungen dauerhaft ablegen und sogar kategorisieren kann. Und das auf deutschen Servern und auf den Rechnern der Bank.

Damit bietet hat sie aus meiner Sicht genau eine ihrer Stärken für die Kunden auf einfachste Art und Weise verfügbar gemacht: die Sicherheit. Wenn Banken noch für etwas stehen, dann für einen sicheren Tresor, in dem man Wertsachen lagern kann – und das gilt für die Kunden auch im Netz. Sicherlich kann man als Kunde das Gleiche auch bei Dropbox & Co. ablegen – aber die persönlichen Dokumente im Banktresor – das hat schon etwas.

Neben der Sicherheit wurde das zweite Kriterium beachtet: Die Einfachheit. Die Anwendung aufzurufen, das Dokument zu fotografieren und im Zweifelsfall noch einer Kategorie zuzuordnen – das ist schnell gemacht und auch von fast jedem zu leisten. Ein Rechnung am heimischen Scanner einzulesen und die Datei hochzuladen ist für viele dann doch schon wieder eine technische Herausforderung zu der auch die Lust fehlt.

Das Angebot ist sicherlich erst mal ein kleines Pflänzchen, mir gefällt das Beispiel. Es geht in die richtige Richtung und kann vielleicht sogar einmal zu einem Geschäftsmodell für Nicht-Kunden ausgebaut werden.